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Autor Gunter Haug und seine kritische Anmerkungen zum Topplerjahr lesen Sie exklusiv hier auf der Toppler-Homepage.
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„Toppler – ein Rothenburger Alptraum?“
Man stelle sich folgenden (für Rothenburg nicht gänzlich untypischen) Alptraum vor: die wunderschöne Stadt ob der Tauber wird in touristischer Hinsicht seit neuestem von einer Japanerin geführt. Eine Vision, die aufgrund der jüngeren Entwicklungen in jedweder Hinsicht genauso atemberaubend wie folgerichtig erscheint – man gedenke nur der Tatsache, dass sich in der Nacht mehr Japaner innerhalb der Stadtmauer finden, als Deutsche. Und erst recht, als Rothenburger. Und das alles ausgerechnet im Toppler-Jahr, einem Jahr, in dem die Stadt feierlich ihres größten Sohnes gedenken wollte und nun beständig mit neuen Erkenntnissen verunsichert wird. Nichts ist mehr so, wie es in Wahrheit nie gewesen ist. Toppler – ein mittelalterliches Alptraum-Märchen. Mehr und mehr drängt sich inzwischen die bange Frage in den Vordergrund: „Wer war dieser Toppler denn wirklich?“
Man stelle sich nunmehr darüber hinaus noch vor: eine neu installierte (japanische) Kultur-Event-Managerin, wie das heutzutage ja auf neudeutsch heißt, erklärte den ungläubig staunenden Touristen, was Heinrich Toppler für Rothenburg bedeutet (hat). Wie sag ich’s meinem Touristen, um keinen Volkshochschulkurs daraus zu machen? Also – sorry – kein Rückbildungstöpfern bei Vollmond in der Toscana, kein Feng-Shui- Blumenstecken zu Allerheiligen, nicht einmal umweltschonende Dübeltechnik für Fortgeschrittene...
Nein - die Frage lautet ganz banal: Wer war Heinrich Toppler? Nichts genaues weiß man nicht – wusste es eigentlich nie – erstaunlich, wie viel dennoch über den Mann geschrieben, gezeichnet, geschauspielert und geredet wird! Und wie hat er ausgesehen, wenn nicht so, wie der sonderbare Mensch mit dem eckigen Kinn, der einem aus dem Unbehauen Bild so streng entgegen funkelt?
Darf man den arglosen Touristen schonungslos mit der Wahrheit konfrontieren, dass Heinrich Toppler, der größte Sohn dieser Stadt, ein Kneipenwirt war? Na gut, man könnte den „Greifen“ auch etwas vornehmer und durchaus mit einiger Berechtigung als Gastwirtschaft bezeichnen. Aber dennoch... ertönt sofort der altbekannte Spruch aus dem Mund irgendeines touristischen Lästermaules:
„Wer nichts kann und wer nichts wird, wird Wirt... ... wenn das nichts wird, dann Bahnhofswirt... ...ist auch dieses nicht gelungen, macht er in Versicherungen... ...hat er dort die Zeit verpennt, wird er Pharma-Referent... ...reicht auch dazu kein Verstand, dann versuchs bei nem Verband... ...geht’s selbst dort nicht so recht weiter, wird er nun Sozial-Arbeiter... ...ist auch das ihm noch zu schwör, macht er halt auf Ingeniör!“
Das klingt wie Gotteslästerung: Toppler! Der Kneipenwirt. Nun gut, immerhin haben sich in seiner Unterkunft die Größen des damaligen Reiches die Klinke in die Hand gegeben: Kaiser und Könige sind seinerzeit in Rothenburg abgestiegen - so enorm bedeutend ist die Stadt damals gewesen. Dagegen heutzutage... suchen diese Leute höchstens vergeblich eine Möglichkeit zum Pinkeln – wie der Schwedenkönig vor zwei Jahren auf dem Marktplatz.
„Vergangen – vorbei, sind Jugend und Mai...“
Toppler. Größter Sohn der Stadt. Der Visionär als Bürgermeister. Der Architekt der Landhege. Der perfekte Diplomat, mitsamt seiner fränkisch-hohenlohischen Art, Politik zu betreiben: „I soch net so und soch net so, denn wenn i so soche tät oder so, dann könnt ja einer komme und soche, ich häb so gesocht oder so...“
Aber am Ende hat er doch verzockt. Der verhinderte Königsmacher: ist den Königsmördern zum Opfer gefallen.
Was hat Toppler umgebracht? Das ist bis heute das große Rätsel. War es der Neid seiner Mitmenschen? Weil er so unermesslich reich war? Ist er erstickt an seiner eigenen Größe?
Und: ist er tatsächlich unten im Rathausverlies gestorben? Eine These, für die einiges spricht. Denn wer sich selbst schon einmal in diese düster-feuchte Touristenfalle hinunter gewagt hat, der weiß, dass einem auch der Geruch von Mottenkugeln nicht nur schwer auf die Seele, sondern genauso schwer auf die Atmung schlagen kann – bis hin zum drohenden Exitus.
Wie dem auch sei: Seit nunmehr 600 Jahren liegt Topplers übermächtiger Schatten auf der Rothenburger Seele. Viel mehr hat die Stadt seitdem nicht mehr hervorgebracht – abgesehen vom Meistertrunk, einer Art frühneuzeitlichen Flatrateparty. Alle Jahre wieder – an Pfingsten - Komasaufen in aller Öffentlichkeit. Vor tausenden von begeisterten Zuschauern. Ohne dass die Bullen kommen. Das hat wahrlich nicht jede Stadt zu bieten!
Und dennoch: selbst den Status der Freien Reichsstadt haben die Toppler Nachfolger vergeigt – genauso wie den Weltkulturerbetitel („Naa, brauche wir net.“) und haben sich einfach von den Bayern kassieren lassen. So sind die einst so stolzen Franken ohne Friedensvertrag degeneriert zu Beute-Bayern! Und im Rathaus erklingt der bayrische Defiliermarsch – wie vor zwei Jahren, beim Stoiber-Besuch, mutmaßlich auch in diesem Jahr wieder, ausgerechnet bei der Visite des doch eigentlich fränkischen bayerischen Ministerpräsidenten Beckstein – dazu hin noch beim offiziellen Festakt für den wackeren Toppler.
Selbst den guten alten fränkischen Lehrsatz: „Lieber eine Ratte in der Küche, als einen Bayern im Keller!“ trauen sie sich nicht mehr auszusprechen! Schade!
Einem Mann von Topplers Format wäre das nicht passiert. Doch seit seinem Tod treibt das Mittelmaß ungestört sein Unwesen.
Wann war denn in den letzten Jahren überhaupt mal ein Staatsoberhaupt zu Besuch in Rothenburg? (Mal abgesehen vom inoffiziellen Schwedenkönig...) Also: ein offizielles Staatsoberhaupt auf einem offiziellen Besuch in dieser Stadt? Wann war beispielsweise zum letzten Mal der Bundespräsident in unserer Stadt? Der Horscht, der nun noch nicht einmal zu den Feierlichkeiten des Toppler-Todesjahres erscheinen will. Aber höchstwahrscheinlich weiß der nichts von Topplers einstiger Existenz. Womöglich weiß er nicht einmal, wo Rothenburg überhaupt liegt! Und droben wandelt arglos das Gestirn ... (Hölderlin, nicht Köhler)
Immerhin: tiefenpsychologisch betrachtet ist dieses Topplerjahr ein ziemliches Phänomen: denn dass da ausgerechnet ein Todesdatum gefeiert wird... Als ob man sich besonders darüber freuen würde, dass es der zu Feiernde an diesem Datum endlich über den Jordan geschafft hat.
Immerhin ist Toppler dank seinem relativ frühen und mutmaßlich gewaltsamen Tod in die Geschichte eingegangen. Denn nur als jugendlicher oder mittelalter Held bleibt man für gewöhnlich auch für spätere Generationen noch interessant. Im Grunde genommen ist Toppler für Rothenburg dadurch praktisch genau dasselbe geworden, wie Che Guevara für die 68er - der für immer und ewige Zeiten ein jugendlicher Revolutionär auf den T-Shirts bleiben wird. Gut, dass sie grade noch rechtzeitig den Löffel abgegeben haben: man führe sich nur einmal die Horrorvision eines 80 Jahre alten Che vor Augen! Oder Toppler nicht als diesen Unbehauen-Siegfried, sondern als Tattergreis.! Nicht auszudenken! Dann doch lieber den Unbehauen.
„Wenn die Alten fragen, lebt der alte Toppler noch, dann sollt ihr ihnen sagen, ja er lebet noch, er hängt an keinem Baume, er hängt an keinem Strick, er hängt nur an dem Traume der Franken-Republik.“
Die Rothenburger Legende lebt - und am 31.12. 2008 wird der unsterbliche Heinrich Toppler selbst sein 600. Todesjahr einigermaßen heil überstanden haben. Damit die Fama weiter ihren Lauf nehmen kann. Die Hoffnung darauf stirbt zuletzt, denn selbst hinterm Horizont geht’s ja irgendwie weiter. Und weiter. Selbst für den John F. Kennedy von der Tauber. Wohin auch immer...
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Kurzbiografie und Bibliografie Gunter Haug
Jahrgang 1955
Geboren in Stuttgart-Bad Cannstatt Abitur am Gymnasium Münsingen, Zivildienst in Tübingen, Studium der Landesgeschichte, Empirische Kulturwissenschaft, Neuere Geschichte Universität Tübingen. Abschluß: Magister
Von 1972 – 2005 freier Zeitungsmitarbeiter, Zeitungs-, Radio- und Fernsehredakteur bei Südwestpresse (Alb-Bote), Südwestfunk (SWF), Süddeutscher Rundfunk (SDR), Südwestrundfunk (SWR) in verschiedenen Funktionen: SWF-Hörfunk-Korrespondent Fernsehmoderator beim SWR Leiter der SWF/SDR Fernsehnachrichtenredaktion
Seit März 2005 hauptberuflich freier Autor, Schriftsteller und Moderator mit Wohnsitz in Schwaigern im Landkreis Heilbronn/Baden-Württemberg
Deutscher Preis für Denkmalschutz 1998
1975 Neubearbeitung des Romans der Schwäbischen Alb: „Die beiden Gundelfinger"
1986 Doppel-LP zur Chronik der Grafen von Zimmern 1987 Doppel-LP zur Hohenzollerischen Geschichte
1987 „Droben stehet die Kapelle... – Ausflüge in die Geschichte Schwabens“, Theiss - Verlag Stuttgart
1987 „Du edle Perl... – Ausflüge in die Geschichte Badens“, Theiss - Verlag Stuttgart
1988 „Landesgeschichten“, Silberburg – Verlag Stuttgart
1990 Doppel-LP zur Kirchengeschichte
1991 „Landesschau - Ferientipps" (Herausgeber) , Silberburg – Verlag Stuttgart
1993 „Spuk – Gespenstergeschichten aus BaWü“, Silberburg – Verlag, Stuttgart
1995 „Baden Württemberg" Bildband, Stürtz – Verlag, Würzburg
1996 „Von Rittern, Bauern und Gespenster – die Chronik der Grafen von Zimmern" Gmeiner – Verlag Meßkirch
1996 „Die Herren von Gundelfingen“ Baader – Verlag Münsingen
„Die Welt ist die Welt – noch mehr Geschichten aus der Zimmern-schen Chronik“ Gmeiner-Verlag Meßkirch
1998 „Tiefenrausch“ Kriminalroman, Gmeiner Verlag Meßkirch
1999 „Riffhaie“ Kriminalroman, Gmeiner Verlag, Meßkirch
2000 „Sturmwarnung“ Kriminalroman, Gmeiner Verlag Meßkirch
2000 „Im Tal der Burgen – das Große Lautertal auf der Schwäbischen Alb“ Bildband, DRW – Verlag, Leinfelden – Echterdingen
2000 Theaterstück „Lemberger trocken“ – Auftragsproduktion für das Theaterschiff Heilbronn – insgesamt 71 Aufführungen
2001 „Todesstoß“ Kriminalroman, Gmeiner Verlag Meßkirch 2001 „Baden-Württemberg“ Bildband, Neuauflage, Flechsig Verlag Würzburg
2001 „Höllenfahrt“ Kriminalroman, Gmeiner Verlag Meßkich
2001 „Burg Wildenstein - über dem Tal der jungen Donau“ Bildband DRW Verlag
2002 „Tauberschwarz“ Kriminalroman, Gmeiner Verlag.
2002 „Niemands Tochter – Auf den Spuren eines vergessenen Lebens“ Roman – Hoffman und Campe Verlag, Hamburg.
2002 Kriminalroman „Finale“, Gmeiner Verlag
2002 Bildband „Auf dem Weingipfel – Ausflüge rund um den Heuchelberg“ Panorama im Gmeiner Verlag (mit Karin Haug)
2003 „Hüttenzauber“ Kriminalroman Gmeiner Verlag
2003 „Streifschüsse“ Kriminalkurzgeschichten (Mitautor) Gmeiner Verlag
2003 „Tauberblau – Mühlen, Menschen, Meisterwerke im Taubertal“ Panorama im Gmeiner-Verlag (mit Anita Bone – Czerniejewski)
2003 „In stürmischen Zeiten – die Jugendjahre König Wilhelms I. von Württemberg“ Historischer Roman, DRW Verlag
2003 „Der Bernsteinmagier“ Bildband mit Otto Potsch und Karin Haug Kunst im Gmeiner Verlag Stuttgarter Fotobuchpreis !
2003 „Spekulatius“ Krimikurzgeschichten (Herausgeber und Mitautor), Gmeiner Verlag
2004 Februar „Rebell in Herrgotts Namen – der kurze Sommer des Pfeiferhans von Niklashausen“ Historischer Roman, DRW Verlag
2004 März „Gössenjagd“ Kriminalroman Gmeiner Verlag
2004 „Schwäbische Alb – vom Lichtenstein über Münsingen zum Blautopf“ Bildband, Panorama im Gmeiner Verlag
2004 März „Niemands Tochter – auf den Spuren eines vergessenen Lebens“ Roman, Lizenzausgabe Bastei – Lübbe 1. Auflage
2004 März „Die Rose ohne Dorn – Irene von Byzanz, die Königin des Hohenstaufen“ Historischer Roman, DRW Verlag
2005 Januar „Niemands Mutter - Roman eines Lebens“, AgentK-Verlag Brackenheim
2005 März „Der erste Kreuzritter – das abenteuerliche Leben des Swigger von Gundelfingen“ Historischer Roman, DRW Verlag
2005 September, „Niemands Tochter“ Sonderausgabe des Weltbild Verlags
2005 September „Die Schicksalsfürstin – Amalie Zephyrine, die Retterin von Hohenzollern“ Historischer Roman, DRW Verlag
2006 September, „Dieses eine Leben – aufrecht durch dunkle Zeiten“ rotabene-Verlag Rothenburg ob der Tauber
2006 Oktober, „Die letzte Keltenfürstin“ Historischer Roman, DRW Verlag
2006 Oktober, „Niemands Mutter“ als Taschenbuch bei Bastei-Lübbe
2007 Mai, „Niemands Mutter“ als Sonderausgabe bei Weltbild
2007 September, „Die Rose von Franken – die abenteuerlichen Lebensgeschichte einer jungen Frau während des 30-jährigen Kriegs in Mittelfranken zwischen Rothenburg, Dinkelsbühl, Feuchtwangen und dem Hesselberg“ erscheint im rotabene-Verlag Rothenburg ob der Tauber
2008 April „Niemands Mutter“ 7. Auflage bei Weltbild – insgesamt 11. Auflage
2008 April „Niemands Tochter“ 15. Auflage bei Weltbild, damit insgesamt 23 Auflagen, 150.000 verkaufte Bücher
2008 Juni „Dieses eine Leben“ -Taschenbuch Lizenzenausgabe bei Bastei-Lübbe
2008 Oktober „So war die Zeit – Lebensgeschichten aus den Aufbaujahren“ - rotabene-Verlag Rothenburg ob der Tauber
geplant für 2009 September „Der Mann, der die Welt bewegte“ Historischer Roman über das Leben von Robert Bosch Masken Verlag Stuttgart
„Niemands Tochter“: bislang 150.000 Exemplare wurden verkauft, insgesamt 23 Auflagen
„Niemands Mutter“: bislang 11 Auflagen insgesamt
Mehr unter www.gunter-haug.de
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