Bayerische Staatszeitung |
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Der Würfler von Rothenburg |
Epitaph Heinrich Topplers (c) Jochen Ehnes |
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An den Reichsstadtregenten, Diplomaten, Großgrundbesitzer und Feldhauptmann erinnert noch ein zweites Denkmal, das Topplerschlösschen, ein mittelalterliches Hochhaus, unterhalb Rothenburgs in feuchtem Wiesengrund bei der Fuchsenmühle gelegen. Die Toppler, ursprünglich Bauern, zogen um 1300 in die Stadt. Heinrich Topplers Vater saß fünf Jahrzehnte später schon im Rat und hatte sich mit Viehhandel und Korngeschäften ein Vermögen erworben; daneben betrieb er im eigenen Haus "Zum Güldenen Greifen" in der Oberen Schmiedgasse eine Weinschänke. Der zwischen 1340 und 1350 geborene Heinrich heiratete in zweiter Ehe Barbara Wernitzer, die reichste Erbin der Stadt. Seine dritte Frau war eine Bürgermeisterstochter aus Nördlingen. Die eigenen Kinder heirateten ins Nürnberger Patriziat Haller und Waldstromer sowie in die Reichsstadt Dinkelsbühl. So knüpfte der ehrgeizige Aufsteiger ein familiäres Netz der Beziehungen. |
Topplerschlösschen Aquarell eines Gastes des Gasthof "Greifen". |
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Geschickt mehrte Toppler Vermögen und Großgrundbesitz. Das Salbuch, das er kurz vor seinem Ende zusammengeschrieben hat, verzeichnet in 117 Ortschaften 327 landwirtschaftliche Anwesen, darunter 42 Hofgüter und zwei Schafhöfe, weiter sieben Mühlen, 28 Waldstücke, elf Weiher sowie Weinberge, ungerechnet die städtischen Mietshäuser. Einträglich war auch der Handel mit den Naturaleinkünften _ Getreide, Holz, Wolle, Wein und Pferde. Immer wieder wählte man ihn zum Bürgermeister. Daneben ritt er als Feldhauptmann und Diplomat der verbündeten Reichsstädte aus und unterhielt eigene "Kundmänner", eine Art von Geheimagenten. So angesehen Toppler im Reich war _ sein selbstherrliches Auftreten, sein Ehrgeiz, seine ausgreifende Politik, sein Reichtum, sein steiler Aufstieg machten, nicht nur innerhalb des Patriziats, böses Blut. Der frühere Rothenburger Stadtarchivar Ludwig Schnurrer merkte an: "Schmähworte und Drohungen gegen ihn, teilweise in Trunkenheit und in Topplers eigenem Weinhaus geäußert, führten häufig zu Gefangennahme, gerichtlichen Verhandlungen und empfindlichen Strafen für die Schuldigen." |
Ausschnitt aus dem Wandgemälde in Topplers Wohnhaus, dem Gasthaus zum "Goldenen Greifen" in Rothenburg. |
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Als sich Toppler in dieser Notlage mit dem abgesetzten König Wenzel in Prag einließ und Briefe in die Hände seiner Gegner fielen, wurde Rothenburg 1407 in die Reichsacht erklärt. Das Kesseltreiben der Fürsten und Adeligen gegen die verhasste Stadt begann. 300 Absagebriefe liegen heute noch im Stadtarchiv. |
Hier starb Heinrich Toppler im Staatsverlies der freien Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber im Jahr 1408 unter bis heute nicht geklärte Umstände. |
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