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Das sprechende Wappen spielt auf die altdeutsche Bezeichnung toppeln für würfeln an, und die lapidare Inschrift schließt das Schicksal eines Mannes ein, den Historiker schon mit den großen Würfelspielern der italienischen Renaissance, den Condottieri und ungekrönten Königen der Städterepubliken, verglichen haben. Mit Bürgermeister Heinrich Toppler erreichte die 5000 Einwohner zählende fränkische Reichsstadt den Gipfel ihrer Machtstellung. Aber die beiden steinernen Würfel zählen nur elf Augen. Der große Wurf, zweimal die Sechs, gelang Toppler nicht.
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Das echte Toppler-Wappen
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An den Reichsstadtregenten, Diplomaten, Großgrundbesitzer und Feldhauptmann erinnert noch ein zweites Denkmal, das Topplerschlösschen, ein mittelalterliches Hochhaus, unterhalb Rothenburgs in feuchtem Wiesengrund bei der Fuchsenmühle gelegen. Die Toppler, ursprünglich Bauern, zogen um 1300 in die Stadt. Heinrich Topplers Vater saß fünf Jahrzehnte später schon im Rat und hatte sich mit Viehhandel und Korngeschäften ein Vermögen erworben; daneben betrieb er im eigenen Haus "Zum Güldenen Greifen" in der Oberen Schmiedgasse eine Weinschänke. Der zwischen 1340 und 1350 geborene Heinrich heiratete in zweiter Ehe Barbara Wernitzer, die reichste Erbin der Stadt. Seine dritte Frau war eine Bürgermeisterstochter aus Nördlingen. Die eigenen Kinder heirateten ins Nürnberger Patriziat Haller und Waldstromer sowie in die Reichsstadt Dinkelsbühl. So knüpfte der ehrgeizige Aufsteiger ein familiäres Netz der Beziehungen.
Geschickt mehrte Toppler Vermögen und Großgrundbesitz. Das Salbuch, das er kurz vor seinem Ende zusammengeschrieben hat, verzeichnet in 117 Ortschaften 327 landwirtschaftliche Anwesen, darunter 42 Hofgüter und zwei Schafhöfe, weiter sieben Mühlen, 28 Waldstücke, elf Weiher sowie Weinberge, ungerechnet die städtischen Mietshäuser. Einträglich war auch der Handel mit den Naturaleinkünften _ Getreide, Holz, Wolle, Wein und Pferde. Immer wieder wählte man ihn zum Bürgermeister. Daneben ritt er als Feldhauptmann und Diplomat der verbündeten Reichsstädte aus und unterhielt eigene "Kundmänner", eine Art von Geheimagenten. So angesehen Toppler im Reich war _ sein selbstherrliches Auftreten, sein Ehrgeiz, seine ausgreifende Politik, sein Reichtum, sein steiler Aufstieg machten, nicht nur innerhalb des Patriziats, böses Blut. Der frühere Rothenburger Stadtarchivar Ludwig Schnurrer merkte an: "Schmähworte und Drohungen gegen ihn, teilweise in Trunkenheit und in Topplers eigenem Weinhaus geäußert, führten häufig zu Gefangennahme, gerichtlichen Verhandlungen und empfindlichen Strafen für die Schuldigen."
Toppler spürte die Widerstände, ahnte die Gefahr und zog sich aus der Politik zurück. Er begann sein Vermögen zu mobilisieren, verkaufte Grundbesitz, Häuser, Getreidevorräte. Aber als für Rothenburg die Wetterzeichen auf Sturm standen, wurde er 1406 überraschend noch einmal zum Bürgermeister berufen. König Wenzel hatte es zu sehr mit den Städten gehalten und war von den Fürsten abgesetzt worden. Sein Nachfolger, der Pfälzer Ruprecht, hatte den Burggrafen von Nürnberg Friedrich von Zollern zum Schwager. Das weitgehend erst von Toppler geschaffene reichsstädtische Territorium, meist vom verarmten Adel aufgekaufte Ländereien, stand der zollernschen Expansionspolitik sperrig entgegen. Der Burggraf drängte offen zum Krieg.
Als sich Toppler in dieser Notlage mit dem abgesetzten König Wenzel in Prag einließ und Briefe in die Hände seiner Gegner fielen, wurde Rothenburg 1407 in die Reichsacht erklärt. Das Kesseltreiben der Fürsten und Adeligen gegen die verhasste Stadt begann. 300 Absagebriefe liegen heute noch im Stadtarchiv.
Rothenburg selbst konnte sich dank der planvollen Energie Topplers militärisch behaupten, und die Bauern fanden samt einem Großteil ihres Viehs Zuflucht hinter den Mauern. Aber die Landwehr wurde verwüstet. Als im Februar 1408 auf Drängen der Reichsstädte Friede geschlossen wurde, blieb das Rothenburger Territorium ungeschmälert, nur seine Burgen mussten geschleift werden.
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